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Was wird bei einem psychologischen Gutachten gemacht?

Inhaltsverzeichnis:

  1. Was wird bei einem psychologischen Gutachten gemacht?
  2. Wie macht man ein psychologisches Gutachten?
  3. Was ist ein Psychosomatisches Gutachten?
  4. Kann ein Psychologe ein Gutachten erstellen?
  5. Was sind die fangfragen beim Gutachter?
  6. Welche Fragen werden bei einem psychologischen Gutachten gestellt?
  7. Wie viel kostet ein psychologisches Gutachten?
  8. Wer zahlt ein psychologisches Gutachten?
  9. Wie verhalte ich mich beim Gutachter wegen Depressionen?
  10. Wie lange ist ein psychologisches Gutachten?
  11. Wird Depression als Krankheit anerkannt?
  12. Welche Fragen stellt ein psychiatrischer Gutachter?
  13. Was darf ein medizinischer Gutachter nicht?
  14. Sind Depressionen reine Kopfsache?

Was wird bei einem psychologischen Gutachten gemacht?

Die Anlässe für eine Begutachtung sind verschieden. Mit dem Gutachten kann der psychische Gesundheitszustand dargelegt werden oder auch eine psychische Erkrankung bescheinigt werden.

Einer der Gründe, weshalb eine psychiatrische Begutachtung vorgenommen wird, ist die Fragestellung der Krankenversicherung, ob die Kosten für eine Psychotherapie gezahlt werden können. Drei verschiedene Ansätze der Psychotherapie können übernommen werden, und zwar die Verhaltenstherapie, die Psychoanalyse und die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie.

Ein Gutachten kann festlegen, ob ein Patient wegen einer psychischen Störung in eine geschlossene psychiatrische Station eingewiesen wird.

Wie macht man ein psychologisches Gutachten?

Psychologische Gutachten kommen zur Beurteilung eines Sachverhalts in Bezug auf die psychische Gesundheit einer Person zur Anwendung. Klinisch-psychologische bzw. gesundheitspsychologische Gutachten beantworten nachvollziehbar konkrete Fragestellungen aus dem Bereich der Klinischen Psychologie bzw. Gesundheitspsychologie.

Die Gutachten bauen dabei auf einer Diagnostik bzw. Analyse auf. Sie beruhen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen.

  • Wann kommen psychologische Gutachten zum Einsatz?
  • Wer darf ein psychologisches Gutachten erstellen?
  • Welche Arten von psychologischen Gutachten gibt es?
  • Wer kann ein psychologisches Gutachten in Auftrag geben?
  • Wohin kann ich mich wenden?
  • Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?

Die Erstellung eines klinisch-psychologischen bzw. gesundheitspsychologischen Gutachtens erfolgt auf folgender Basis:

  • Erhobener Befund aufgrund einer klinisch-psychologischen bzw. gesundheitspsychologischen Untersuchung
  • Fachwissen (inklusive aktuellem Forschungsstand) sowie Berufserfahrung der Gutachterin oder des Gutachters
  • Gegebenenfalls Berücksichtigung von Vorbefunden, vorliegenden Akten und diagnostischen Ergebnissen aus Tests

Klinisch-psychologische bzw. gesundheitspsychologische Gutachten finden bei unterschiedlichen Fragestellungen Anwendung.

Klinisch-psychologische Gutachten kommen zum Beispiel bei folgenden Anlässen zum Einsatz:

  • in familiengerichtlichen Verfahren,
  • zur Erlangung einer Waffenbesitzkarte,
  • zur Klärung der allgemeinen Leistungsfähigkeit sowie der Berufs- und Erwerbsfähigkeit,
  • zur Beurteilung der Aussagefähigkeit,
  • bei Fragen zur Risikoeinschätzung und Rückfallwahrscheinlichkeit von Straftäterinnen oder Straftätern,
  • in Fragen bezüglich Schmerzensgeld,
  • in Bezug auf Beeinträchtigungen der Entscheidungsfähigkeit (beispielsweise bei Demenz)
  • bei bestimmten Verkehrsdelikten.

Was ist ein Psychosomatisches Gutachten?

Spezielle Dienstleistungen (psychosomatische Fachgutachten für sozialgerichtliche Fragen)

Wenn uns ein amts-, sozial- oder strafgerichtlicher, berufsgenossenschaftlicher Auftrag erteilt wird oder wir durch eine Kranken- oder andere Versicherung gebeten werden, erstellen wir psychosomatische Gutachten aus Sicht der Psychotherapeutischen Medizin (inklusive der psychologischen Testungen), wobei wir auch psychiatrische Aspekte berücksichtigen können.

Kann ein Psychologe ein Gutachten erstellen?

Der Begriff des Sachverständigen findet im Gesetz keine einheitliche Definition. Der Gesetzgeber hat nicht bestimmt, wer sich als Sachverständiger bezeichnen darf. Nach allgemeinem Sprachgebrauch ist es ein Spezialist auf einem eng definierten Sachgebiet, das in der Regel einen Teilbereich eines Berufes bildet. Er muss über herausgehobene Fachkenntnisse, Fähigkeiten und Erfahrungen verfügen.

Die Auswahl des richtigen Sachverständigen ist eine oft schwierige und zugleich verantwortungsvolle Aufgabe (erfolgt v.a. durch das Gericht u.a. § 404 Abs. 1 ZPO, § 73 Abs. 1 Satz 1 StPO, aber auch durch die Staatsanwaltschaft, § 160 StPO).

Was sind die fangfragen beim Gutachter?

Was Fangfragen sind

Fangfragen sind Sonderformen von rhetorischen Fragen, die gezielt an eine Person gerichtet werden. Diese können mehr oder weniger geistreich sein.

Welche Fragen werden bei einem psychologischen Gutachten gestellt?

  Es geht in der MPU nicht um Wissen, sondern um eine gute Aufarbeitung! Es geht nicht darum, nur etwas Wissen aufzubauen. Vielmehr muss der eigene Fall psychologisch aufgearbeitet worden sein.

Der Gutachter geht davon aus, dass Sie nicht erst in der MPU anfangen, über bestimmte Fragen nachzudenken, Sondern, dass Sie als Experte Ihres eigenen Falles in die MPU kommen und ihm berichten wollen, was Sie genau erkannt und verändert haben.

Wie viel kostet ein psychologisches Gutachten?

  Es geht in der MPU nicht um Wissen, sondern um eine gute Aufarbeitung! Es geht nicht darum, nur etwas Wissen aufzubauen. Vielmehr muss der eigene Fall psychologisch aufgearbeitet worden sein.

Der Gutachter geht davon aus, dass Sie nicht erst in der MPU anfangen, über bestimmte Fragen nachzudenken, Sondern, dass Sie als Experte Ihres eigenen Falles in die MPU kommen und ihm berichten wollen, was Sie genau erkannt und verändert haben.

Wer zahlt ein psychologisches Gutachten?

Die Kosten richten sich nach dem Aufwand. Es kommt u.a. darauf an, wie viele Personen begutachtet werden müssen, welcher Aktenumfang zu sichten und zu bearbeiten ist und wie tief- und weitgehend zu begutachten ist. Wir vereinbaren mit unseren Mandanten immer einen Festpreis. So ist bekannt, was das psychologische Gutachten kosten wird, und Sie erleben keine „bösen Überraschungen“.

Wie verhalte ich mich beim Gutachter wegen Depressionen?

Forscher arbeiten an neuen Tests, um das Vortäuschen von psychischen Beschwerden zu enttarnen. Versicherer wollen damit Rentenanträge überprüfen.

In den Kopf hineinschauen kann man zwar, aber vieles ist nicht zu erkennen Bild: imago/Science Photo Library

Wie lange ist ein psychologisches Gutachten?

Familienpsychologische Gutachten sind in der Praxis von Umgangsrecht und Sorgerecht sehr häufig. Streiten sich die Eltern (oder auch andere Beteiligte) um Belange der Kinder vor Gericht stellt sich grundsätzlich immer die Frage, was prognostisch für die Zukunft für die Kinder unter verschiedenen Szenarien zu erwarten ist. Dabei ist, je nach Rechtsfrage, entweder das Beste für das Kindeswohl der Maßstab, oder aber die Frage einer möglichen oder schon eingetretenen Kindeswohlgefahr. Diese Fragen können oft nur beantwortet werden, wenn bestimmte psychologische Tatsachen festgestellt werden. Die Richter, in deren Ausbildung Fragen von Psychologie und Pädagogik genauso wenig vorkommt wie eine intensivere Behandlung der speziellen Rechtsfragen des Umgangsrechts und Sorgerechts können diese Tatsachenfeststellung selbst nicht vornehmen. Sie sind Juristen, keine Psychologen. Leider aber nehmen die Gerichte sehr häufig auch die juristischen Aufgaben nicht oder nur mangelhaft wahr und delegieren die eigentliche richterliche Aufgabe der Entscheidungsfindung in die Hand der Psychologen oder Pädagogen. Gleichzeitig halten die meisten dieser Gutachter selbst die Minimalstandards wissenschaftlichen Arbeitens nicht ein (vor allem, weil die Gerichte das nicht erwarten). Daher sind familienpsychologische und auch sonstige familiengerichtliche Gutachten erschreckend häufig von extrem mangelhafter Qualität (vgl Presse). Hier ist es oft schwierig die richtige Vorgehensweise zu finden und es ergeben sich viele Fragen:

Inhaltsverzeichnis

  • Was erwartet mich bei einem familienpsychologischen Gutachten?
  • Muss ich an einem familienpsychologischen Gutachten teilnehmen?
  • Muss mein Kind an einer familiengerichtlichen Begutachtung teilnehmen?
  • Was darf in einem familienpsychologischen Gutachten gefragt werden?
  • Wann und warum wird ein familienpsychologisches Gutachten gemacht?
  • Wer darf ein familienpsychologisches Gutachten machen?
  • Wer darf andere familiengerichtliche Gutachten machen?
  • Wie verstehe ich den Inhalt eines familienpsychologischen Gutachtens?
  • Warum schreibt der Gutachter im familiengerichtlichen Gutachten so viele schlimme Dinge über mich, und wiederholt die Lügen der anderen Seite?
  • Muss ich alle falschen und unwahren Aussagen im familiengerichtlichen Gutachten widerlegen und beweisen, dass das nicht stimmt?
  • Was sollte ich dem Gutachter in einem familiengerichtlichen Gutachten erzählen?
  • Muss ich dem Gutachter zeigen, dass ich Recht habe?
  • Wann ist ein familiengerichtlicher Gutachter befangen?
  • Darf der Gutachter im familiengerichtlichen Gutachten mit dritten Personen reden?
  • Gibt es Qualitätsstandards an die sich ein Gutachter bei familienpsychologischen Gutachten halten muss?
  • Gibt es Tests, die in einem familienpsychologischen Gutachten verwendet werden? Gibt es Tests, die nicht verwendet werden sollten?
  • Darf ich zu der familienpsychologischen Begutachtung jemanden mitnehmen? Darf ich das Gespräch mit dem Gutachter aufnehmen?
  • Was mache ich, wenn das Gutachten schlecht ist?
  • Wie lange darf die Erarbeitung eines Gutachtens dauern? Wie lange dauert sie normalerweise?

Bei einem familienpsychologischen Gutachten kommt es meist zu einer Reihe Gespräche zwischen Gutachter und den Erwachsenen. Dabei werden bisweilen Tests eingesetzt. Daneben wird meist mindestens eine sog. Interaktionsbeobachtung durchgeführt. Das ist eine Situation, in der der Gutachter die Eltern mit den Kindern beobachtet. Daneben wird ein Gutachter oft auch mit weiteren Personen reden, vor allem den Mitarbeitern vom Jugendamt, Umgangsbegleitern, Partnern, Kindergärtnern und Lehrern. Wenn der Gutachter den Auftrag zu einem sog. lösungsorientierten familienpsychologischen Gutachten erhalten hat, so wird er versuchen zwischen den Parteien zu vermitteln. Eine solche Vermittlung ist aber nur zulässig, wenn der Gutachter hierzu durch das Gericht beauftragt wurde (§ 163 II FamFG). Ein Gutachter, welcher ohne so einen Auftrag trotzdem vermittelnd tätig wird, kann sich dadurch befangen machen (OLG Hamm, Beschluss vom 02.09.2010 – 4 WF 111/10 ; OLG Naumburg FamRZ 2012, 657 f.;  auch Empfehlungen einer Arbeitsgruppe von Richterinnen und Richtern der Familiensenate des OLG Celle NZFam 2015, 814 (815)). Insgesamt dauert ein solches Gutachten normalerweise ca. 4-7 Monate. Sodann wird das Gutachten den Parteien zur Stellungnahme zugesendet und das Gericht setzte einen Erörterungstermin an.

Nein. Die Teilnahme an familienpsychologischen Gutachten (und auch anderen familiengerichtlichen Begutachtungen) ist freiwillig. Sie können die Teilnahme verweigern. Das Gericht darf aus dieser Verweigerung keinerlei negative Schlussfolgerungen ziehen (BGH, Beschluss vom 17. 2. 2010 – XII ZB 68/09 (OLG München)). Es darf sie allerdings zum Termin laden (sie müssen dann auch kommen) und den Gutachter ebenfalls zum Termin laden. Das Ziel wäre dann, dass der Gutachter aus den Beobachtungen ihres Verhaltens im Termin Schlüsse zieht. Allerdings gibt es auch hierauf eine klare Antwort. Denn sie können zwar gezwungen werden am Termin teil zu nehmen, aber niemand kann Sie zwingen etwas zu sagen oder mehr zu tun, als im Termin zu sitzen und still zu sein. Und aus einem Verhalten, dass aus reinem Schweigen besteht kann kein Gutachter etwas schließen. Dennoch ist eine völlige Verweigerung eines familienpsychologischen Gutachtens nur in Ausnahmefällen vernünftig. Vielmehr sollte eine Verweigerung im Normalfall lediglich als taktisches Mittel genutzt werden, mit dem erreicht werden kann, dass das Gericht einen fachlich einwandfreien und rechtlich tragfähigen Auftrag gibt und der Gutachter fachliche Standards einhält. Im Einzelfall sollte eine Begutachtung aber schlicht verweigert werden.

Das entscheidet der Sorgeberechtigte, bei gemeinsamen Sorgerecht beide Sorgeberechtigten. Wenn Sie alleine sorgeberechtigt sind können Sie die Teilnahme verweigern. Allerdings kann das Gericht dann das Sorgerecht insoweit gem. § 1666 BGB entziehen, wie in der dadurch nicht vorhandenen Möglichkeit der Aufklärung eine Gefahr für das Kind zu sehen ist. Das ist dann wiederum ein getrenntes, neues Verfahren. Und dieser Entzug darf auch nur geschehen, wenn belegt werden kann, dass andernfalls eine Kindeswohlgefahr vorliegt. Eine solche Verweigerung sollte man nur nach reiflicher Überlegung und als Teil eines sorgsam erarbeiteten strategischen Plans vornehmen.

Wird Depression als Krankheit anerkannt?

Die Krankheit Depression ist von der normalen Gemütsreaktion auf ein emotional negativ belastendes Ereignis abzugrenzen. Die Grundlagen des heutigen Verständnisses der Depression wurden Ende des 19. Jahrhunderts von dem Psychiater und Gründer des jetzigen Max-Planck-Instituts für Psychiatrie, Emil Kraepelin, geschaffen.

Eine Depression kann viele unterschiedliche Formen annehmen. Man versuchte sie durch bestimmte diagnostische Kriterien zu definieren, allerdings sind die Übergänge zwischen den verschiedenen Depressionsformen fließend und das starre Festhalten an Diagnoseschemata hat sich als wenig zielführend für Therapie und Forschung erwiesen.

Eine Depression kann schleichend beginnen oder aber auch ganz plötzlich auftreten, wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Die typischen Symptome sind traurige Verstimmung, Schlafstörungen, schlechte Konzentration, Müdigkeit, Reizbarkeit, Verlangsamung des Bewegungsablaufs, Appetitmangel und Gewichtsverlust sowie Hoffnungslosigkeit und die Unfähigkeit, sich an Ereignissen in der unmittelbaren Umgebung emotional zu beteiligen. Oft bestehen Tagesschwankungen, typischerweise ist die Depression am Vormittag stärker ausgeprägt als am Nachmittag. Das Interesse an normalerweise positiv getönten Aktivitäten ist abgestorben, es fehlt fast immer an sexuellem Verlangen bis hin zur Unfähigkeit zur sexuellen Betätigung. In schweren Fällen ist die Hoffnungslosigkeit so ausgeprägt, dass der Lebenswille erlischt und Selbsttötungsgedanken auftreten, bis hin zur Planung und Durchführung von Selbsttötungsversuchen.

Depressionen sind in der Bevölkerung weit verbreitet. Epidemiologische Studien haben gezeigt, dass zumindest 15 % der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens an einer Depression erkranken. Hierbei sind nicht die leichten depressiven Verstimmungen gemeint, die man als normale Gemütsreaktion verstehen könnte, sondern diejenigen Depressionen, die so stark beeinträchtigen, dass man sie behandeln muss, oder besser gesagt müsste, denn nur zu oft werden Depressionen nicht erkannt.

Wie gravierend sich das häufige Vorkommen von Depressionen auf unser wirtschaftliches und soziales Leben auswirkt, hat eine Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gezeigt, der zufolge Depressionen neben Herzkreislauferkrankungen die weltweit führende Ursache für die durch Behinderung beeinträchtigten Lebensjahre sind. Diese Berechnung ist auf die gesamte Lebensspanne bezogen. Engt man die Altersspanne auf 15 bis 44 Jahre ein, wird der hohe Stellenwert dieser psychiatrischen Erkrankungen und hier der Depression besonders deutlich. Sie machen etwa ein Viertel aller durch Behinderung beeinträchtigten Lebensjahre dieser Altersgruppe aus.

Auch die Krankenversicherungen können hiervon ein Lied singen: Antidepressiva gehören zu den meistverschriebenen Medikamenten überhaupt und nehmen einen Spitzenplatz bei den Arzneimittelkosten der gesamten Medizin ein. Noch viel gravierender fallen die hohe Zahl der im Krankenhaus verbrachten Zeit und die Kosten für Arztbesuche und Psychotherapie ins Gewicht. Der schwerwiegendste Faktor aber sind die enormen Ausfallzeiten durch krankheitsbedingte Abwesenheit und Frühberentung. Die Kosten hierfür sind eine enorme Belastung für Arbeitgeber, Krankenkassen und das Rentensystem.

Legt man die Diagnosenentwicklung, zum Beispiel aus Krankenkassenstatistiken, zugrunde, dann könnte man diesen Eindruck tatsächlich gewinnen und viele hätten dann auch schon die Erklärung parat: Weil unser Leben eben so viel Stress mit sich bringt, werden vermehrt Depressionen ausgelöst. Hier sollte man aber sehr vorsichtig sein.

Früher, als Depressionen vermeintlich seltener waren, war die Bereitschaft wesentlich geringer als heute, Symptome einer Depression bei einer epidemiologischen Befragung preiszugeben. Durch wirkungsvolle Aufklärungsarbeit, ich nenne hier das Kompetenznetzwerk des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zum Thema Depression, aber auch die gute Arbeit zahlreicher Selbsthilfegruppen, ist das Thema Depression in der Öffentlichkeit weniger negativ besetzt als noch vor 10 oder 20 Jahren.

Wenn, wie manche meinen, die Depression eher eine Art Zivilisationskrankheit oder Modekrankheit wäre, dann müssten sich ja die Häufigkeiten der Depression in Industriestaaten von denen in den sogenannten Drittweltländern oder Schwellenländern unterscheiden. Es gibt aber starke kulturelle Unterschiede in der Art und Weise, wie Patienten ihre Depression wahrnehmen und auch im Falle einer epidemiologischen Erhebung berichten. Man kann mit den Erhebungsfragebögen, die in Westeuropa entwickelt worden sind und sich von Erhebung zu Erhebung ändern, nicht genau feststellen, ob die Veränderungen durch die Änderungen in den Fragebögen oder durch die Änderungen in den Häufigkeiten der Erkrankung zu suchen sind, und man kann schon gar nicht erwarten, dass mit dem gleichen Fragebogen - jeweils in die betreffende Sprache übersetzt - in der Ukraine das Gleiche herauskommt wie in Kolumbien, in Südchina, Schweden oder Japan.

Vergleicht man die Diagnosehäufigkeit bei Frauen mit der von Männern, fällt auf, dass Frauen etwa doppelt so häufig an Depression zu erkranken scheinen. Allerdings kann es sich hierbei um ein Artefakt handeln, denn je schwerer die Depression ist, desto mehr gleichen sich Frauen und Männer in ihren Häufigkeitszahlen an. Die manisch-depressive Erkrankung tritt bei Frauen und Männern gleich häufig auf. Es kann also sein, dass die Tatsache, dass bei Frauen häufiger die Diagnose Depression gestellt wird, vor allem durch die leichteren Ausprägungsformen erklärt werden kann. Hier muss an die Möglichkeit gedacht werden, dass Männer bei der Preisgabe depressiver Symptome und beim Weg zum Arzt, um sich wegen einer Depression behandeln zu lassen, zurückhaltender sind.

Eine Besonderheit, die Frauen gegenüber depressiven Verstimmungen bis hin zur schweren wahnhaften Depression anfälliger macht, existiert aber doch: Dies ist das erhöhte Risiko, zum Zeitpunkt der monatlichen Regelblutung zu erkranken, sowie bei anderen hormonellen Umstellungen wie der Geburt und der stark verminderten Produktion von Sexualhormonen bei Frauen Ende des vierten Lebensjahrzehnts. Vor allem die starken Stimmungsschwankungen nach der Geburt, bei der eine massive Abnahme frauenspezifischer Hormone wie Östrogene und Progesteron zu verzeichnen ist, sind charakteristische Symptome im Wochenbett. Selten kommt es dabei sogar zur schweren wahnhaften Depression.

Nach offiziellen Statistiken nehmen sich jedes Jahr in Deutschland 12.000 Menschen durch Selbsttötung das Leben. Da Selbsttötungsversuche und Selbsttötung mit erheblichen sozialen, aber auch mit finanziellen Nachteilen für die Angehörigen verbunden sind, nimmt man zu Recht an, dass die Dunkelziffer wesentlich höher ist. An den nichtnatürlichen Todesursachen, die durch Verletzung und Vergiftung entstehen, sterben pro Jahr 35.000 Menschen, hiervon 23.000 Männer und 13.000 Frauen. Wir müssen annehmen, dass sich auch hierunter viele „versteckte“ Selbsttötungen befinden.

Etwa 16 % aller Menschen mit Depression und 30 % der Patienten mit bipolarer (manisch-depressiver) Depression begehen einen Selbsttötungsversuch. An Selbsttötung sterben 6 % aller Patienten mit Depression, bei bipolarer Depression ist die Zahl etwa doppelt so hoch.

Wenn man diese Zahlen sieht, dann muss man feststellen, dass die Depression eine potentiell tödliche Erkrankung ist. Die besondere Tragödie dabei ist, dass anders als bei anderen schweren Erkrankungen, z. B. Krebserkrankungen, der Tod durch Selbsttötung grundsätzlich zu verhindern wäre. Daher ist es umso wichtiger, Patienten mit schweren Depressionen immer wieder zu erklären, dass die momentane Verzweiflung und Hilflosigkeit als typisches Zeichen ihrer Erkrankung vorübergeht und damit auch der Wunsch verschwinden wird, der Krankheit durch Selbsttötung zu entfliehen. Wir dürfen nicht übersehen, dass der Patient ja nicht das Leben an sich beenden will. Die Selbsttötung geschieht vielmehr aus einem Impuls heraus, weil er die Depression nicht mehr aushalten kann.

Welche Fragen stellt ein psychiatrischer Gutachter?

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Kein Thema des Medizinrechts bietet so viel Stoff für Diskussionen und Unmut wie das medizinische Gutachten. In einem Arzthaftungsprozess wird grundsätzlich ein medizinisches Sachverständigengutachten eingeholt.

Was darf ein medizinischer Gutachter nicht?

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Kein Thema des Medizinrechts bietet so viel Stoff für Diskussionen und Unmut wie das medizinische Gutachten. In einem Arzthaftungsprozess wird grundsätzlich ein medizinisches Sachverständigengutachten eingeholt.

Sind Depressionen reine Kopfsache?

Falsch! Eine Depression ist eine ernstzunehmende und von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) anerkannte Erkrankung, von der viele Menschen betroffen sind. Aber natürlich ist ein kurzes Stimmungstief noch kein Grund, sofort zum Arzt zu gehen, denn manchmal traurig oder niedergeschlagen zu sein, ist völlig normal. Wenn die Symptome jedoch sehr stark sind oder über längere Zeit anhalten und auch den Alltag beeinträchtigen, ist es wichtig, sich professionelle Hilfe zu suchen.

Falsch! Dieser Mythos steht in engem Zusammenhang mit Mythos Nummer 1. Der Glaube, mit etwas Anstrengung und Willenskraft könne man eine Depression einfach ablegen, ist leider immer noch weit verbreitet. Auch Tipps, wie „Sieh doch mal die positiven Dinge im Leben!“ oder “Anderen geht es doch sehr viel schlechter!”, sind unangebracht. Sie geben Menschen, die von einer Depression betroffen sind das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden und rufen bei diesen außerdem Schuldgefühle hervor, wodurch es Betroffenen oft noch schlechter geht.